Eine Erde für alle! – Einssein versus das 1%

Aufstehen gegen die Monokultur von Wissenschaft und Weltsicht. Eine Rezension: Vandana Shiva ist Wissenschaftlerin, engagierte Ökologin, Frauenrechtskämpferin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises und eine der […]

Aufstehen gegen die Monokultur von Wissenschaft und Weltsicht.

Eine Rezension:

Vandana Shiva ist Wissenschaftlerin, engagierte Ökologin, Frauenrechtskämpferin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises und eine der wohl bekanntesten Umweltaktivistinnen, die ihr Leben dem Kampf gegen die Ausbeutung der Erde durch Wirtschaft und Monokulturen gewidmet hat. Vandana Shiva, in Indien geboren, studierte dort und in Kanada und erlebte die verheerenden Folgen für die FarmerInnen ihres Heimatlandes infolge von Monokulturen und Patentgeschäften auf Saatgut. In ihrem Buch stellt sie die wichtigsten Player auf dem internationalen Markt dar und wie eine globalisierte Wirtschaft die Fäden der Kontrolle immer enger zieht. Mit vielen Vergleichstabellen, Studien und Zahlen belegt die Autorin ihre Darstellungen. Das Buch gliedert sich in vier große Kapitel. Da ist zunächst “Das 1% gegen eine Erde, eine Menschheit”, gefolgt von: “Die Geldmaschine des 1%,”, die Technologiemaschine des 1% und als viertes: “Wie das 1% die Demokratie untergräbt.” Der Epilog ist abschließend Bill Gates zukünftigen Plänen gewidmet.

Es ist zunächst einmal ein sehr interessant wirkendes Buch, und doch hatte es auf mich und auch auf eine Kollegin eine merkwürdige Wirkung: Ich konnte mich kaum darauf konzentrieren, es strengte mich sehr an, all dem zu folgen und jedes Mal, wenn ich lesen wollte, wurde ich sofort müde. Das mag eine körperliche Abwehrreaktion auf die geballte Ladung der “anstrengenden” Inhalte gewesen sein die kannte ich teils aber schon aus Vorträgen der deutschen Bewegung „Wir haben es satt!“. Oder aber lag es an dem Gefühl, nicht ganz genau zu wissen, was die Autorin gerade mit mir vorhat oder ob sie etwas mit mir vorhat. Und ich wurde beim Lesen nie ganz das Gefühl los, doch noch mal zu dem einen oder anderen Punkt nachrecherchieren zu wollen. Um ehrlich zu sein, ich tue mir etwas schwer mit Menschen, die mit ihrer Person in einen Kultstatus rutschen, gerutscht wurden, frei nach dem Motto: Wo viel Licht, da auch viel Schatten.

Ihre aktuellen Schlussfolgerungen im Epilog sehe ich dann auch als zu düster gezeichnet an. Es wirkt eher verzweifelt und sich darin verrennend, und aus meiner Warte mit zu wenig Vertrauen in das Regulative der Welt, in die neuen Generationen. Die Generation der Baby-Boomer, zu der Vandana Shiva zählt, hat nach wie vor eine Skepsis und große Furcht gegenüber dem Digitalen, natürlich nicht ganz ohne Grund, wir alle sind mit Orwells 1984 großgeworden. Und dennoch, viele in den jungen Generationen können sehr wohl noch selbstständig denken und entscheiden, auch wenn sie sehr vieles in ihrem Leben digital organisieren und sie die Technik viel souveräner händeln – die proklamierte Gefahr der digitalen Vereinsamung der nächsten Generation sehe ich als zu hoch gegriffen.

Dennoch ist das Buch auf jeden Fall ein informatives Werk, und ich denke, eine jede sollte sich Zeit nehmen und fragen, ob und wie sie mit den Informationen umgehen mag. Schon allein für die wirklich beachtliche Liste der Quellenangaben lohnt es sich, Vandana Shiva ist halt eine Wissenschaftlerin, die bewegen will. Ihr bewegter Kampf ist zudem in dem neu erschienen Film: “The seeds of vandana” dokumentiert.

 

Eine Erde für alle!

Einssein versus das 1%

Aufstehen gegen die Monokultur von Wissenschaft und Weltsicht

Vandana Shiva

mit Kartey Shiva

Verlag Neue Erde, 2. Auflage 2022

185 Seiten, 18€

ISBN 978-3-89060-797-9

 

3 Comments

  1. Ruth Luschnat 12. September 2022 at 10:14 - Reply

    Du Heike bist aber von der selben Generation und nicht von den digital natives ! Das ist ja leider eine eher vernichtende Kritik.Es gibt aber auch Leute im Verein, die schon länger einen positiven Bezug zur Arbeit von Vandana Shiva wünschen!

    Die Abwehr mag daher kommen, dass vieles davon stimmt, aber wir hier so viel Arbeit haben, das umzusetzen, die Konsequenz und unsere Depression und natürlich auch die Widersprüche, die ev. noch dazu kommen….Auch im Süden sind reiche und Autokraten und wir haben als Alterglobalisten es nicht geschafft, das umzusetzen, was strukturell zu fordern war/wäre, weil das ein massiver Machtkampf ist. Da wir schon älter sind…..etc. die Konflikte um Kolonialismus und Weltordnung werden uns sicher noch sehr zu schaffen machen.
    Aber ich habe das Buch nicht gelesen, lese online Sachen von ihr, die fand ich immer sehr einleuchtend.

    LG
    Ruth

  2. Ruth Luschnat 12. September 2022 at 16:31 - Reply

    Hier was Aktuelles :

    https://twitter.com/EthicWorld/status/1557675951152054274/photo/1

    Ne Konferenz kein Buch und es sind viele Frauen von überall auf der Erde….

  3. Heike 13. September 2022 at 05:50 - Reply

    Liebe Ruth, meine Hauptkritk gilt dem Epilog und natürlich, es gibt auch in unserem Verein verschiedene Haltungen dazu. Tatsächlich gäbe es aber auch ein paar Kritikpunkte an dem Videomaterial auf Ihrer Seite und auch an ein paar Zahlen. Ich habe dies jedoch nicht mit rein genommen, da ich mich zunächst auf das Buch beziehe und nicht auf das, was sie sonst noch veröffentlicht. Es ist eine persönliche Rezension und vielleicht regt es dazu an, dass die eine oder andere es auch liest und sich selbst eine Meinung bilden kann, das wäre wohl zu wünschen. LG Heike
    Und stimmt, ich schrieb auch, wir sind ALLE mit mit 1984 großgeworden, da beziehe ich mich mit ein, aber ich habe hier zwei große Kinder, die ich ganz gut beobachten kann, z. B. auch in dieser Corona-Lockdownphase, wie diese mit der digitalen Welt umgehen. Tägliche Feldstudien vor Ort führen zu meiner Aussage, ich kann der Jugend einfach nicht das freie Denken absprechen, bloß weil sie “Digitals” sind.

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